Am Donnerstag, den 17.11.2016 habe ich mit den 14 Schülern unserer 10. Realschulklassen die Ausstellung 'Barock - nur schöner Schein?' im Reiss-Engelhorn-Museum in Mannheim besucht. Im Unterricht hatten wir uns in den letzten Wochen mit der Musik des Barock beschäftigt, wobei sich herausstellte, dass viele unserer jungen Leute mit dem Zeitalter von Absolutismus und Aufklärung, mit der Musik von Bach und Händel, mit barocker Architektur und feudaler Ständegesellschaft nicht wirklich viel anfangen können. Eine ferne Zeit ist all das, weit weg von Demokratie, Gangsterrap, der Elbphilharmonie und einer multikulturellen Weltgesellschaft mit ihren scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten und großen Risiken...

Nun ist es zwar unter anderem Aufgabe des Musikunterrichts, anhand von Hörbeispielen und Notenanalysen zumindest ansatzweise in die polyphone Kompositionsweise Bachs oder die großen Orchestersuiten Händels einzudringen und anhand von zeitgenössischen Quellen und Filmausschnitten das glanzvolle, aber auch harte Leben der großen Meister nachvollziehen zu können. Rund wird das Bild von dieser Epoche aber erst, wenn wir uns auch mit den nichtmusikalischen Aspekten des Zeitalters beschäftigen. Hierzu bot die wirklich vorzüglich gestaltete Ausstellung in Mannheim eine ideale Ergänzung.

Unsere Museumsführerin hat uns in einer knappen Stunde kompetente Einblicke in die Welt des barocken Adels gewährt: Welche Mode war im Barock 'in'? Wie schminkten sich Frau Kurfürstin und Herr Kurfürst, wie sah die Körperpflege damals generell aus? Welche neue Speisen und Getränke kamen im Zeitalter der Entdeckungen und Kolonisierung ganzer Erdteile beim europäischen Adel auf den Tisch? Warum war das barocke Wohnzimmer mit chinesischem Porzellan aus Meißen ausgestattet? Was haben Reformation, dreißigjähriger Krieg und die Pest in Europa angerichtet?

Wie hat die Entwicklung des modernen Chronometers oder die Entdeckung des Mikroskops das Leben der Menschen allmählich verändert? Auf solche Fragen gab die Mannheimer Ausstellung interessante und zum Teil unerwartete Antworten. Aufgelockert wurde die Präsentation von viele Jahrhunderte alten Ausstellungsstücken von unschätzbarem Wert durch moderne Videoinstallationen, die kreative Verbindungen z.B. zwischen barocker Mode und der Mode von heute schaffen.

Auch mit der von uns gebuchten Museumspädagogin waren die Schüler weitgehend zufrieden. Eine drahtige, ca. 60 Jahre alte Dame - selber Tänzerin in einem barocken Tanzensemble - redete nicht lange um den heißen Brei herum: Sie brachte die Information kurz und knapp und für die Schüler jederzeit verständlich auf den Punkt, gelegentliche humoristische Einlagen, wie die Präsentation einer "Speckrolle" für den barocken Herrn inklusive (Leibesfülle bedeutete im Barock Wohlstand und Ansehen, also halfen die Herren mit 'Speckrollen" aus Stoff, die sie sich um die Hüften banden, nach).

 

Nachdem die Schülerinnen und Schüler auf recht unterhaltsame und anschauliche Weise ihr Wissen über den Barock und damit über die Kulturgeschichte ihrer Heimat erweitert hatten, äußerten sie übereinstimmend, dass die Ausstellung im Reiss-Engelhorn-Museum den Weg nach Mannheim gelohnt habe.

Dr. Guido Elberfeld, Musiklehrer