Ein junger Bundeswehrsoldat verunglückt auf der Autofahrt zu seiner Kaserne. Die ärztliche Diagnose heißt: Querschnittlähmung – für immer auf den Rollstuhl angewiesen sein. Wie Peter Schön mit dieser Situation umgeht, welche Gedanken ihm dabei durch den Kopf gehen und welche Erfahrungen er in seinem neuen Leben macht, davon erzählt die autobiographische Schilderung seines Buches. Der Autor berichtet darin von seinem Unfall, der anschließenden Rehabilitation und dem Start in ein neues Leben. Neben seiner persönlichen Entwicklung geht Peter Schön auch auf Situationen ein, denen er sich im Alltag häufig gegenüber sieht, die sowohl für Rollstuhlfahrer wie Fußgänger lesenswert und interessant sind.

Die Mensa des Kurpfalz-Internats ist an diesem Abend gut gefüllt. Vor allem Schüler der K 0 bis K 2 sind anwesend und Interessierte aus den unteren Klassenstufen sowie Gäste, Mentoren und Lehrer.

Gleich zu Beginn freut sich Peter Schön darüber, in der Vortragsreihe „Starke Vorbilder – Starke Kinder“ von seinen Erfahrungen im Rollstuhl zu berichten. Er betont, kein „Held“ zu sein, aber er will dem Publikum vermitteln, dass sich ein Leben von einer Sekunde auf die andere verändern kann. Er will die jungen Menschen an den Gefühlen und Erlebnissen teilhaben lassen, er möchte zeigen, wie man sich „aus dem Loch herausziehen“ kann und wie vieles Positives sich daraus gewinnen lässt.

Peter Schön stellt aber auch klar fest: „Das betrifft nur mich.“ Dies ist seine persönliche Sicht, er kann und möchte auch nicht für andere Rollstuhlfahrer und deren Leben sprechen.

Als er nach dem schweren Autounfall im Krankenhaus lag, war einer der ersten Gedanken: „Man ist im Traum“. Die Wahrheit lautet aber: Lähmung und Rollstuhl. Er beginnt damit, durch langes Training Gefühl und Bewegung zu trainieren. Er ist 10 Monate im Krankenhaus. Anfangs hat er Selbstmordgedanken. Aber die Unterstützung von Familie und Freunden hilft ihm. Ein intaktes Umfeld ist sehr wichtig. Er lernt seinen Körper neu kennen und „interpretieren“. Peter Schöns Lebensmotto lautet: „Dinge anpacken, um etwas zu erreichen.“ Er glaubt, dass diese Erfahrungen dazu beigetragen haben, ihn im Studium und im Beruf erfolgreich werden zu lassen.

Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus beginnt für Peter Schön eine neue Lebensphase. Er definiert für sich den richtigen Zeitpunkt, um einen „Schlussstrich“ zu ziehen. Er trifft für sich die Entscheidung loszulassen. Er wird nicht wieder laufen können, das geht nicht mehr. Aber dafür findet er sich mit der Situation ab und beginnt aktiv neu.

Der aufmerksamen Zuhörerschaft erklärt Peter Schön, was es bedeutet, Rollstuhlfahren richtig zu lernen, Türen allein zu öffnen, sich ins Bett zu legen. Er demonstriert anschaulich Fahrübungen und Tricks, wie man z.B. den Spasmus (das unkontrollierte Muskelzucken bei Gelähmten) zum Anziehen der Hose nutzen kann. Er beschreibt anschaulich, wie er seine Zukunft gestaltet. Er betreibt Rollstuhlsport (Basketball, Handbike u.a.), aber auch Autofahren (mit dem umgebauten Porsche), er fliegt beruflich viel (Erfahrungen mit Airlines und internationalen Flughäfen), er baut sein Haus nach seinen Wünschen (es soll nicht „behindertengerecht“ sein – außer ein Fahrstuhl und breitere Bäder) und vieles mehr. Peter Schön sagt, er wolle so normal wie möglich leben: „Es kommt nur auf mich an“. Die Behinderung sollte nicht aus Bequemlichkeit vorgeschoben werden, solange man vieles noch selber machen kann, z.B. tanken, einkaufen usw. Er mag nicht diese übertriebene Hilfsbereitschaft der sogenannten „Fußgänger“. Aber es gibt natürlich auch Situationen, in denen Rücksichtnahme geboten ist. Wenn man einen Rollstuhlfahrer trifft und mit ihm redet, dann ist es besser sich zu setzen und auf Augenhöhe zu sprechen. Und warum werden Ersatzpapierrollen auf dem Behinderten-WC immer unerreichbar auf dem Handtuchhalter abgestellt? Er spricht bewusst von „gehen“ nicht „fahren“, aber er stellt auch klar, dass man nicht alles machen müsse, was Nicht-Behinderte können.

Peter Schön sagt: „Der Rollstuhl ist mein bester Freund. Er ist nahe bei mir.“ Er ist Garant für seine Mobilität - sonst würde er nur im Bett liegen. Die Ästhetik seines Rollstuhls ist ihm wichtig, er muss sauber sein, damit er sich darin wohlfühlen kann.

Darum lautet auch am Ende des informativen und emotional berührenden Abends sein Fazit: „Das Leben bleibt lebenswert. Der Unfall hat mich willensstark gemacht. Es ist heute nicht mehr schlimm. Wahrscheinlich ist die Querschnittlähmung in 60-70 Jahren heilbar. Aber ich will nicht tauschen, weil ich die Person bleiben will, die ich bin.“