Nein, nicht zum DFB-Pokalendspiel am Ende der Bundesliga-Saison im Berliner Olympiastadion, sondern zur nun schon traditionellen Studienfahrt der Kursstufe 1 zu Beginn des neuen Schuljahres an die Spree. So machten sich am Morgen des 1. Oktobers 2018 35 Schülerinnen und Schüler des Kurpfalz-Internats sowie drei Begleiter auf den Weg in die Bundeshauptstadt – ein vierter stieß in Berlin dazu –, um sich im Laufe des Nachmittags bei schönstem Spätsommerwetter in einem Hotel am Rande des Regierungsviertels zu treffen. Die Zimmer waren rasch bezogen und so konnten einige bald die nähere Umgebung erkunden bzw. die vielfältigen Einkaufs- und Verköstigungsmöglichkeiten im nahe gelegenen Hauptbahnhof in Augenschein nehmen, während andere es vorzogen, sich von der weiten Reise zu erholen.

Erstes gemeinsames Ziel war dann an diesem Abend ein Steak House in den Kolonnaden der Zuckerbäckerbauten auf der Karl-Marx-Allee, die den Teilnehmern der Reise einen Eindruck von der Architektur der ehemaligen DDR-Prachtstraße verschaffte. Damit war auch der Schwerpunkt des Programms der diesjährigen Kursreise gesetzt: das geteilte Berlin zwischen 1945 und 1990 und die Frage, wie sich die Teilung der Stadt auf das Leben der Menschen ausgewirkt hat.

Hier vermittelte der erste Programmpunkt des zweiten Tages, das DDR-Museum am Spreeufer direkt hinter dem Berliner Dom, interessante und für die nach der  "Wende" geborenen Teilnehmer sehr aufschlussreiche Eindrücke. So konnten sie nicht nur den Sitzkomfort der "Rennpappe", eines originalen Trabant 601, am eigenen Leib erfahren, sondern hatten durch zwei kompetente (und im 2. deutschen Staat aufgewachsene) Museumsführer auch die Möglichkeit, mehr über den ganz normalen Alltag in der DDR zu erfahren und sich anhand zahlreicher Ausstellungsstücke von der Andersartigkeit eines Lebens unter den Bedingungen des "1. Arbeiter- und Bauernstaats auf deutschem Boden" zu überzeugen.

Anschließend ging es zu Fuß weiter zum Historischen Museum Unter den Linden, wo wir in zwei Gruppen an einer Epochenführung "Vom geteilten Deutschland zur deutschen Einheit (1949 – 1989)" teilnahmen. In der Tat war das Echo hier eher geteilt: Während einige die vielfältigen historischen und politischen Anregungen und Eindrücke aus dieser Zeit begeistert aufnahmen (u. a. der Verfasser dieses Textes), war der Bedarf an "Geschichte" für andere ziemlich schnell gedeckt und das Interesse, doch nun etwas mehr von der Hauptstadt heute zu sehen, weitaus größer, als sich noch in die letzten Verästelungen des "Kalten Krieges" hineinzudenken.

Und so kam denn der dritte Programmpunkt des Tages, das Museum für Naturkunde in der Invalidenstraße, genau zum richtigen Zeitpunkt; denn hier gab es ganz andere "Artefakte" zu bewundern. Die an diesem Ort zu bewältigende Aufgabe bestand darin, sich mit Tristan, dem bisher einzigen Originalskelett eines Tyrannosaurus Rex in Europa, fotografieren zu lassen. Den Abschluss dieses ereignisreichen Tages bildete der Besuch einer netten Pizzeria am Robert-Koch-Platz, der wiederum nicht weit vom Hauptbahnhof entfernt liegt, sodass einige den Heimweg gar zu Fuß antraten.

Der dritte Tag unserer Reise fiel auf den Tag der deutschen Einheit, der in diesem Jahr vom Bundesland Berlin ausgerichtet wurde, was man u. a. an der starken Polizeipräsenz im Regierungsviertel und den vor dem Reichstag aufgebauten Ständen und Zelten erkennen konnte. Unser erster Termin an diesem Morgen war – passend zum Anlass des Feiertags – der Besuch des Plenarsaals des Deutschen Bundestags im Reichtagsgebäude zu Berlin, wie unsere Führerin nicht müde wurde zu betonen. Wir gehörten an diesem Tag zu den ersten Gruppen, die durch den Plenarbereich geführt wurden und die umfassende Informationen sowohl zur Baugeschichte des Gebäudes als auch zu den normalen Abläufen im 709 Sitze umfassenden Parlament unseres Landes erhielten.

Natürlich darf bei einem solchen Termin der Aufstieg in die Kuppel des Reichtags, eines der neuen Wahrzeichen der Hauptstadt, nicht fehlen, und man kann sagen, dass alle Teilnehmer der Reise diesen Blick an diesem besonderen Tag an diesem historischen Ort sehr genossen haben, zumal man von hier oben aus schon mal entscheiden konnte, wo die nun anstehende Mittagspause am besten zu verbringen sei.

Am frühen Nachmittag stand dann der Besuch bei Madame Tussauds auf dem Programm, die für den daran interessierten Besucher eine schier unendliche Menge von Selfie-Motiven bereithält. Während sich einige der Begleiter eher an Politiker und Prominente der Zeitgeschichte hielten, waren unter den Jugendlichen die dort zahlreich vertretenen Stars und Sternchen die eindeutig gefragteren Motive. Den Abschluss bildete an diesem Tag der Besuch des 2015 eröffneten und sehr anschaulich gestalteten Spionage-Museums am Leipziger Platz. Hier genossen wir zu später Stunde eine hoch interessante Führung, die sowohl historische Aspekte (Berlin, die Hauptstadt der Spione) aufgriff als auch aktuelle Fragen um Passwortsicherheit und Big Data beantwortete.

Der Abend des Einheitsfeiertags stand zur freien Verfügung, sodass man sowohl Nena und andere Stars der neueren deutschen Popgeschichte auf der Bühne vor dem Brandenburger Tor und – für Leute mit Ausdauer – das abschließende Feuerwerk bewundern oder den Tag in der (mehr oder minder) gemütlichen Lobby unseres Hotels ausklingen lassen konnte.

Der letzte Tag unseres Aufenthalts an Spree und Havel stand dann noch einmal ganz im Zeichen der "Berliner Mauer": Wir begannen am Checkpoint Charly und dem dazugehörigen, bereits 1962 eröffneten Museum, fuhren später zur Bernauer Straße, wo die Auswirkungen der Teilung der Stadt besonders anschaulich werden, und beendeten diese zeithistorische Reise in die deutsche Vergangenheit auf dem Aussichtsturm der Gedenkstätte Berliner Mauer, von wo aus ein noch erhalten gebliebenes Stück des "Todesstreifens" eingesehen werden kann und einen authentischen Eindruck davon vermittelt, wie menschenverachtend der "antiimperialistische Schutzwall" war.

Der Nachmittag stand dann – für Einkäufe und andere wichtige Verrichtungen – zur freien Verfügung und wurde von einem gemeinsamen Abendessen in einem Lokal in den S-Bahn-Bögen am Hackeschen Markt abgerundet. Nach dreieinhalb abwechslungsreichen Tagen in der Hauptstadt ging es am nächsten Morgen zu früher Stunde (7:27 Uhr) zurück in die Heimat, was nicht allen Reiseteilnehmern leicht fiel.