Der Jemen heute: Eine Schule mit 900 Kindern, 100 Kinder teilen sich eine Klasse. Viele Analphabeten, die das einfache arabische Wort für „Ich“ nicht lesen können. Mehr als 50.000 Straßenkinder allein in den Städten Sanaa und Taizz, die Eltern können sie nicht versorgen. Alle 10 Minuten verhungert ein Kind. Es herrschen Wassermangel und Unterversorgung an allen Dingen des täglichen Bedarfs. Von der Cholera-Epidemie sind aktuell über 100.000 Menschen betroffen. Straßenkämpfe sind an der Tagesordnung. Das alles wegen eines sinn- und ziellosen Krieges, an dem einheimische Huthi-Rebellen, Saudi-Arabien, Iran, USA und diverse islamistische Terrorgruppen beteiligt sind. Noch ist das Krankenhaus, das Aenne Rappel, die Vorsitzende des Vereins der „Jemenhilfe Deutschland“, aufbauen konnte, ein sicherer Ort, weil jeder, der krank oder verletzt ist, dort Hilfe erhält – egal, welcher Kriegspartei er angehören mag.

Seit nunmehr 20 Jahren unterstützt Frau Aenne Rappel mit vielen Helferinnen und Helfern von Deutschland aus hilfsbedürftige Menschen, vor allem Kinder, um sie mit dem Nötigsten (Nahrung und Medizin) zu versorgen. Als Touristin hatte sie 1996 zum ersten Mal den Jemen kennen gelernt und wegen eines Unfalls ein staatliches jemenitisches Krankenhaus aufgesucht. Sie war entsetzt über den herrschenden Mangel und beschloss zusammen mit drei weiteren Frauen: „Wir wollen helfen“.

Seitdem wurden jedes Jahr Verbandsmaterial, Rollstühle, Medizin, Betten, Schränke und sogar Sonar- und Röntgengeräte mit Containern per Schiff in den Jemen gebracht. Der Verein finanziert sich nur durch Spenden, den Verkauf von Kalendern oder einem Weihnachtsmarkt. Die jemenitische Regierung kann nicht helfen, die deutsche Entwicklungshilfe unterstützt nur große Organisationen. Nicht alle Informationen über das Ausmaß der Zerstörungen im Jemen und das Leid der Bevölkerung erreichen Deutschland. Momentan können keine Schiffe jemenitische Häfen wegen des Krieges und einer Blockade der Saudis anlaufen – die dringend benötigten Hilfsgüter sitzen in Deutschland fest. Mit eindringlichen Worten und Bildern gelingt es Frau Rappel, die aufmerksamen Schüler der Klassen K0 bis K1 sowie die weiteren Gäste für ihr Anliegen zu sensibilisieren.

1998 wird der Grundstein für das Krankenhaus in einer schwer zugänglichen Bergregion (Al Mihlaf) gelegt. Ein 300 Meter tiefer Brunnen muss gebohrt werden, man braucht sauberes Wasser. Vieles wurde in Handarbeit von den lokalen Bewohnern gebaut, zum Teil unter Lebensgefahr. Im Jahr 2000 kann der 1. Patient versorgt werden. Strom wird mittlerweile mit einer Solaranlage erzeugt. Personal und ca. 65 Kinder werden versorgt. Bis zu 7.500 Euro werden im Monat benötigt. Zuverlässige einheimische Helfer vor Ort helfen bei der Organisation, hauptverantwortlich ist ein von der Bevölkerung gewählter und respektierter Scheich.

Die Fragen der Schüler zeugen vom großen Interesse und dem Wunsch, dass der Verein seine Tätigkeit fortführen kann. Frau Rappel ist ein starkes Vorbild dafür, wie wichtig es in der heutigen Zeit ist, über den eigenen „Tellerrand“ zu blicken, um sich sozial zu engagieren und dabei nicht aufzugeben!

- ein Bericht von D. Blum (05.06.2018) -