Die diesjährige Klassenfahrt der K1-Klassen nach Berlin vom 25. bis 28. September verlief – nicht nur des herrlichen Spätsommerwetters wegen – überaus harmonisch. Die Organisatorin der Reise, Frau Göbel, hatte eine gelungene Mischung aus Pflicht- und Kürprogramm zusammengestellt, die es ermöglichte, dem pädagogischen Anspruch der begleitenden Lehrer und Tutoren genauso gerecht zu werden wie dem begreiflichen Wunsch der Schüler, den harten Schulalltag mal für ein paar Tage hinter sich lassen zu können.

Dass das Pflichtprogramm nicht unbedingt nur vergnüglich, aber dennoch nachhaltig beeindruckend sein konnte, erfuhren die Schüler schon am Anreisetag, dem Sonntag. Nach dem Bezug der Zimmer im Meininger City Hotel direkt am Berliner Hauptbahnhof – was uns an diesem Marathon-Sonntag den Kampf mit medaillenbehängten und schwitzenden Marathon-Heimfahrern im Berliner Nahverkehrssystem weitgehend ersparte – fuhren wir nach Hohenschönhausen zur Stasi-Gedenkstätte, wo man sich für uns und unsere Fragen auch am späten Sonntagnachmittag mehr als die vereinbarte Zeit nahm und uns sozusagen aus erster Hand – die Führung erfolgte durch zwei ehemalige Stasi-Häftlinge – über das Willkürregime der DDR informierte.

Einem Besuch bei ‚Madame Tussauds’ am nächsten Vormittag – vom Hotel aus durch einen gemütlichen Spaziergang zu erreichen – schloss sich am Nachmittag der obligatorische Besuch des Deutschen Bundestags im Reichstagsgebäude an. Die etwas ermüdende und zeitaufwendige Sicherheitskontrolle – in den Tagen zuvor hatte es Hinweise auf mögliche Terroranschläge gegeben – wurde vergessen gemacht durch den sehr launigen Vortrag eines Bundestagsbeamten auf den Zuschauerrängen des Plenarsaals über die Arbeitsweise des Bundestags. Und natürlich war die Besteigung der Reichstagskuppel an einem solch herrlichen Sonnentag ein wirklicher ‚Höhepunkt’.

Ironischerweise war es ausgerechnet am nächsten Vormittag – als wir zur fast 200 Meter hoch gelegenen Aussichtsplattform des Fernsehturms am Alexanderplatz auffuhren – etwas diesig über Berlin. Wetterunabhängig konnten wir dann am Nachmittag im stark erweiterten DDR-Museum am Spree-Ufer direkt am Berliner Dom Einsichten in den oft tristen, für viele Bürger bedrückenden, und für uns heutige Gesamtdeutsche oft sehr absurden Alltag der DDR gewinnen. Sicherlich kein reines Vergnügen war für viele Schüler der Pflicht-Besuch im Berliner Ensemble am Schiffbauerdamm am Abend des Dienstags. Denn die Inszenierung des Thomas Bernhard-Stücks Immanuel Kant ließ, positiv ausgedrückt, viele Fragen offen. Anders als viele sonstige Theaterbesucher stellten sich die Kurpfälzer aber nach der Pause alle wieder tapfer der intellektuellen Herausforderung.

Wer sich über das Theater vom Dienstagabend geärgert hatte, wurde am Mittwochabend reichlich entschädigt. Sowohl die Gruppe, die im Bluemax Theater am Potsdamer Platz die Performance der Blue Man Group besuchte, als auch die Gruppe, die im Theater des Westens das Musical We Will Rock You erlebte, konnte von einem begeisternden Theatererlebnis berichten. Und das nach einem freien ‚Kür’-Tag in der schönen, sonnenbeschienenen Altstadt von Potsdam, an dem man vergessenen konnte, dass mit der Heimreise am Donnerstag schon bald wieder der harte Schulalltag am Kurpfalz-Internat bevorstehen würde.