Tagesfahrt zur Gedenkstätte des Konzentrationslagers Buchenwald bei Weimar

Am 22. Februar 2011 fuhren alle Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 10 in das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar. Begleitet wurde die gut 30-köpfige Gruppe vom Schulleiter, vom Internatsleiter sowie von drei Geschichtslehrern.

Nach ruhig verlaufener, viereinhalbstündiger Busfahrt erreichten wir das Gelände auf dem Ettersberg oberhalb der alten Residenzstadt Weimar. Bei klirrender Kälte und scharfem Nordostwind wurden die Schüler vom Besucherdienst der Gedenkstätte zunächst in zwei Gruppen aufgeteilt. Zu Beginn stand eine dreißigminütige Filmvorführung im Großen Kinosaal. Drei Zeitzeugen berichteten in bewegenden Worten von ihren Erlebnissen und Überlebensstrategien in der „Hölle von Buchenwald“. Das KZ Buchenwald war das größte der nationalsozialistischen KZ auf deutschem Boden. Anfang 1937 durch die ersten Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen errichtet, wurde es am 11. April 1945 von den noch verbliebenen Häftlingen mit Unterstützung von US-Streitkräften befreit. Etwa 250.000 Menschen waren in diesen Jahren hier inhaftiert, ca. 56.000 starben. 

Unsere beiden Gruppen wurden durch fachkundige Pädagogen der Gedenkstätte über das Lagergelände geführt und mit den Einzelheiten der Haft, der Strafen, der Entbehrungen, der Brutalität der SS-Kommandos, der Hinrichtungen sowie der noch verbliebenen Gebäudeteile, wie etwa des Krematoriums und der sogenannten Genickschußanlage konfrontiert.

Auch über die weniger bekannten Hintergründe des Lagers wurde informiert. Wie viel wussten eigentlich die Bürger Weimars von den Zuständen und den Haftbedingungen vor ihrer Haustür? Wie gelang es relativ wenigen Wachmannschaften der SS so viele Häftlinge unter „Kontrolle“ zu halten? Gab es Widerstand im Lager? Versuchten die Häftlinge, die aus allen Teilen Europas kamen, sich zu organisieren oder gar auszubrechen?

Die Schüler stellten viele Fragen und zeigten sich gut informiert über die Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland. Dennoch war nicht nur für sie, sondern auch für uns erwachsene Begleitpersonen das Grauen und die unmenschliche Brutalität so noch nicht wahrgenommen, gespürt worden. Der anschaulichste Geschichtsunterricht, die interessantesten Filme können nicht den Schrecken des Ortes, dessen authentische Unmittelbarkeit ersetzen:

„Uns ist saukalt“, jammerten einige nach gut zwei Stunden Führung unter freiem Himmel bei Minus 10°-12°C. „Wir spüren unsere Füße kaum noch“. „Nun stellt Euch mal vor, ihr hättet nur ein paar Lappen um die Füße oder Holzsandalen wie die Häftlinge damals. Und damit müsstet ihr 8-10 Stunden beim Appell in der Kälte stehen, ohne Euch bewegen zu dürfen.“ Dieser Hinweis ließ zwar unsere Füße nicht wärmer werden, aber das Jammern ließ doch vernehmlich nach. Alle Mitreisenden waren zutiefst bewegt von den Erkenntnissen dieses kalten Wintertages im Februar 2011 – knapp 66 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald.