Die Schülerinnen und Schüler der K2 besuchten mit ihren Lehrern ein „Märchen aus der neuen Zeit“ des Jungen Staatstheaters Karlsruhe.

Die Inszenierung des Kunst-Märchens „Der goldne Topf“ von E.T.A. Hoffmann, das für die Bühne auf gelungene Weise adaptiert worden war und den zukünftigen Abiturienten in Form eines erfreulich belebenden – und damit echt Hoffmännischen „Punsches“ – kredenzt wurde, so dass ihnen die skurrile Mixtur aus Realität und Fantasie unterhaltsam und kurzweilig nähergebracht wurde.

Hoffmann hatte in einem Brief vom 19. August 1813 geschrieben: „Feenhaft und wunderbar, aber keck ins gewöhnliche alltägliche Leben tretend und seine Gestalten ergreifend soll das Ganze werden.“ Fantasievoll und ironisch erzählt dieses moderne Märchen vom Weg des Studenten Anselmus aus dem bürgerlichen Dresden in das wunderbare Atlantis, damit er dort seine Erfüllung in der Liebe zur schönen grünen Schlange Serpentina finde und ein Leben in der Poesie erfahre. Beide Welten des Wunderbaren und des Alltäglichen existieren nicht nur nebeneinander, sondern sie gehen ambivalent ineinander über. Die Herausforderung, die daraus resultierende Vielfalt der Handlung, die im Märchen in „12 Vigilien“ erzählt wird, auf eine kleine Bühne zu bringen, wird bravourös gemeistert. Die Bühne in Form eines begehbaren Würfels erinnert an die spätmittelalterlichen Wanderbühnen und ermöglicht es den Schauspielern, in die und aus den fantasievollen Handlungsorten zu fallen. Die Verspiegelung der Box greift ein Leitmotiv auf und auch der Zuschauer blickt dadurch auf sich selbst und sein Inneres. Farblich miteinander korrespondierende und mit feinsinnigem Humor aufeinander abgestimmte Kostüme, passgenaue Musik sowie einige wenige markante Requisiten wirken auf die eigene Fantasie. Und wenn der Archivarius Lindhorst sich direkt ins Publikum begibt, dann spüren die Zuschauer womöglich einen Zauberhauch. Am Ende des Stücks berührt uns Anselmus, der junge Mensch, der zum Schriftsteller wird, direkt in unserem Alltag: „Serpentina! – der Glaube an dich, die Liebe hat mir das Innerste der Natur erschlossen! […] – sie ist die Erkenntnis des heiligen Einklangs aller Wesen, und in dieser Erkenntnis lebe ich in höchster Seligkeit immerdar.“ (E.T.A. Hoffmann, Der goldne Topf, Reclam Stuttgart 2001, S. 129).

Die sympathischen Darstellerinnen und Darsteller übertrugen ihre Spielfreude auf ein gut gelauntes Publikum, das zufrieden nach Hause (auf seinen „artigen Meierhof“) fahren durfte. 

(D. Blum, Deutschlehrer)

Bild oben von Felix Grünschloß: Kim Schnitzer (Veronika), Timo Tank (Konrektor Paulmann), Jens Koch (Registrator Heerbrand), Luis Quintana (Anselmus), Jannek Petri (Archivarius Lindhorst)

Thumbnail von Felix Grünschloß: Timo Tank (Konrektor Paulmann), Luis Quintana (Anselmus), Kim Schnitzer (Veronika), Jens Koch (Registrator Heerbrand), Sithembile Menck (Äpfelweib / Liese)