Didgeridoo-Workshop am Kurpfalz Internat

Im Alten E-Werk in Neckargemünd war im Oktober letzten Jahres ein höchst ungewöhnliches Duo zu Gast: Levitation bestehend aus dem Dettinger Didgeridoo-Spieler Frank Heinkel und dem Jazzpianisten Claus Wengenmayr aus Aalen. Besonders das für europäische Ohren sehr exotische Instrument der australischen Aboriginees hatte es mir angetan, besaß ich doch vorher keine Vorstellung davon, welch eine wunderbare Vielfalt an Klängen und Emotionen aus einem einfachen Holz- bzw. Plastikrohr herausgeholt werden kann.

Ein paar Tage später telefonierte ich mit Frank und schlug ihm vor, für unsere Schüler der 7. und 8. Klassen einen Didgeridoo-Workshop anzubieten. Frank war dann tatsächlich Ende Januar bei uns zu Gast und hat mit den Schülern der genannten Klassen Didgeridoos gebaut und ihnen die allerersten Lektionen im Didgeridoo-Spiel erteilt. Die Materialien für den Bau eines eigenen Didgeridoos bekommt man übrigens fast alle in einem gut sortierten Baumarkt: Abflussrohre und Regenrohre zum Beispiel, oder auch Friedhofsvasen (der Kauf von insgesamt 27 Stück hat mir im Baumarkt allerdings einige misstrauische Blicke eingetragen…).

Am Montagmorgen haben wir dann unter Franks fachmännischer Anleitung gemessen, gesägt, gefeilt und mit viel Gefühl und Leidenschaft unsere Heißklebepistolen bedient. Nur die Mundstücke für unsere Prachtexemplare gab’s nicht im Baumarkt, die lässt Frank bei einem Drechsler in seinem Dorf aus Birnenholz „maßanfertigen“.

Der Dienstag begannen wir mit einigen Lockerungsübungen – Body Percussion im Gehen und Sitzen vertreibt Müdigkeit und Trägheit, erhöht die Konzentration auf sich selber und den Partner und versetzt das Ensemble in harmonische Schwingung! Das erste „freie Pusten“ in die eigenen Instrumente sorgte zwar zunächst für ungebremste Heiterkeit (anfangs erinnerte es eher an ein Rudel betrunkener Walfische), aber mit lässig-schlabbernder Lippenhaltung und der richtigen Atemtechnik kam doch recht flott Harmonie und Struktur in die Klänge. Zudem profitierten wir von der speziellen Bauweise unserer Didgeridoos: Wegen der zwei ineinander geschobenen und beweglichen Rohrteile sind unsere Instrumente in der Lage, unterschiedliche Tonhöhen zu produzieren, was deren Ausdrucksmöglichkeiten noch mal beträchtlich erweitert.

Der Mittwochmorgen begann für einige Schüler mit einem reichlich erhöhten Adrenalinpegel: Am Abend galt es für die Teilnehmer des Workshops ihr erworbenes Können im Rahmen eines kleinen Konzertes zu zeigen – zwar sind viele Schüler heimliche oder bekennende DSDS-Fans, selber ist man aber nicht unbedingt die geborene „Rampensau“… Nun, Dieter Bohlen steckte in Vorbereitungen zu seinem 60. Geburtstag und musste daher leider absagen, also bekamen lediglich die Schüler der K1, einige Tutoren und Lehrer sowie Frau Lehmann die einmalige Gelegenheit, den ersten öffentlichen Auftritt des KPI-Didgeridoo-Junior-Ensembles – fetzige Rhythmen und improvisierte Soli inklusive – zu bewundern. Dass auch noch andere verborgene Talente in unseren Schülern schlummern, bewies uns danach Dominique (Klasse 7) – er war vom Workshop so begeistert, dass er sich spontan ans Drumset gesetzt und zusammen mit Frank am Didgeridoo eine richtig coole Nummer improvisiert hat!  Zum Ende des Konzerts hat Frank schließlich eine Kostprobe seines wunderbaren Könnens gegeben, einige besonders schöne Exemplare seiner eigenen Didgeridoo-Sammlung zum Klingen gebracht und das Auditorium mit seiner Fähigkeit des Oberton- und Untertonsingens in den Bann gezogen.

Kann man ein Fazit unseres Workshops ziehen? Mich hat es in meiner Überzeugung bestätigt, dass alle unsere jungen Leute wie kleine Bergwerke voller verborgener Edelsteine sind – Frank und seine Didgeridoo-Kunst, seine freundliche und sehr geduldige, aber auch bestimmte Art im Umgang mit unseren Jungendlichen haben einige dieser Edelsteine zum Funkeln gebracht!

(PS: Forscher der Universität Zürich haben das Didgeridoo-Spiel inzwischen mit Erfolg in der Schnarchtherapie eingesetzt. Gerüchte, wonach unsere Tutoren erwägen, diese Therapie auch bei unseren KPI-Schülern standardmäßig einzuführen, entbehren selbstredend jeglicher Grundlage!)

Guido Elberfeld, Musiklehrer