Logbuch des Segeltörns der 7. und 8. Klassen

Wir starten bei wunderbarem Spätsommerwetter (mit leichter Verspätung) in Bammental, zwei sehr sympathische, kooperative Busfahrer (Bert & Rainer) begleiten uns und bringen uns schnell und sicher (8½ h Fahrtzeit, davon ca. 1 h Pause) an die Nordsee.
Rasch wird alles ausgeladen; wir teilen die Essensvorräte, da wir auch in diesem Jahr wieder mit zwei Schiffen unterwegs sind, und richten uns auf der Zeemeeuw und der Zephir ein. Wie immer am Ankunftstag gibt es Rühreier. Gegen 23 h kehrt endlich Ruhe ein und unser Törn kann beginnen.

Am zweiten Tag machen wir uns nach einem gemütlichen Frühstück auf den Weg nach Terschelling, nicht ohne zuvor von unserem Maat in die wichtigsten Knoten, die man beim Segeln braucht, eingeführt zu werden. Da zwei der Mitreisenden sich am Vorabend verletzt haben – ein Schüler ist zwischenzeitlich von seinem Vater abgeholt worden –, bleibt die Zephir zunächst in Harlingen zurück, um die Schwere der Verletzung der betroffenen Schülerin abzuklären. Für diesen Tag bedeutet das, dass beide Schiffsbesatzungen zusammen auf der Zeemeeuw segeln und die Zephir so bald wie möglich folgt.
Das Wetter an diesem Morgen ist absolut segeltauglich: Es weht eine kräftige, aber nicht zu heftige Brise, der Himmel ist überwiegend bedeckt, doch zwischendurch scheint – unterbrochen von kurzen Schauern – sogar die Sonne. Nach vielen Wenden und Halsen treffen wir gegen 16.00 h auf der Insel Terschelling ein, wo jedoch von unserem Schwesterschiff noch nichts zu sehen ist. Deshalb beschließen wir, noch gemeinsam zum Strand zu gehen und dort ein „etwas anderes“ Fußballspiel zu veranstalten, was bei unseren Schülern auf unterschiedliche Resonanz stößt. Ab 17.00 h ist „Freigang“ bis ca. 19.00 h; nur das Küchenteam trifft sich früher, um an diesem Abend für alle Spaghetti mit Tomatensoße zu kochen. Natürlich essen, wie an Bord üblich, Kapitän und Maat mit und beteiligen sich auch an der anschließend stattfindenden Reflektionsrunde, in der es um die Erfahrungen des ersten Segeltages geht. Anschließend zieht sich jede Gruppe auf ihr Schiff zurück, nachdem die Zephir bereits gegen 18.00 h direkt neben der Zeemeeuw festgemacht hat. Gegen 22.30 h ist in der Mehrzahl der Kabinen Ruhe, so dass auch die Betreuer sich bald zurückziehen können.

Der dritte Tag beginnt ähnlich wie der zweite: Nach ruhigem Frühstück werden beide Schiffe segelfertig gemacht und stechen gegen 10.00 h in See. Diesmal nehmen wir Kurs auf das Ijsselmeer, und dies bei deutlich stärkerem Wind als am Vortag und bald einsetzendem Regen. Auch die See ist viel bewegter als gestern, so dass es besser ist, sich nicht unter Deck aufzuhalten. Leider fehlt bei vielen Schülern die Einsicht für diese alte seemännische Regel und es kommt zwischenzeitlich immer wieder zu Diskussionen, warum man sich nicht einfach unter Deck, am besten in die warme Koje, zurückziehen kann. Letztlich wird dann auf beiden Schiffen, die im gemessenen Abstand zueinander segeln, unterschiedlich entschieden: Während die Mannschaft der Zephir kurzfristig über Mittag unter Deck gehen darf, aber jederzeit für Wendemanöver zur Verfügung stehen muss, bleibt die Mannschaft der Zeemeeuw den ganzen Tag auf Deck und verdient sich so den goldenen Tapferkeitsorden, denn es regnet an diesem Tag zwischenzeitlich wirklich heftig.

Nach Durchfahren der Schleuse am Abschlussdeich, der Ijssel- und Wattenmeer voneinander trennt, erreichen wir gegen 17.00 h den Hafen von Maccum. Wieder liegen beide Schiffe direkt nebeneinander, so dass es kein Problem ist, Zutaten, die für das Abendessen noch benötigt werden, auszutauschen und Fehlendes gemeinsam zu besorgen. An diesem Abend essen beide Mannschaften jeweils auf ihrem Schiff und auch die Nachbesprechung des Tages findet getrennt statt. Dennoch treffen sich die Schüler zwischendurch immer wieder an Deck oder streifen gemeinsam durch den Hafen. Einige beschließen zu später Stunde noch ein Bad im Ijsselmeer zu nehmen, um dann anschließend heiß zu duschen und besser schlafen zu können. Gegen 22.30 h kehrt auf beiden Schiffen langsam Ruhe ein, auch wenn man sie an diesem Abend mit etwas mehr Nachdruck einfordern muss.

Der Morgen des vierten Tages verheißt wenig Gutes für den bevorstehenden letzten Segeltag: wolkenverhangener Himmel, Nieselregen, fast kein Wind und dadurch auch eher trübe Stimmung unter den Schülern. Dennoch stechen wir gegen 10.30 h ein letztes Mal in See – und siehe da, schon bald ist die Flaute vorbei und ein starker, aber nicht allzu böiger Wind zieht auf, so dass auf beiden Schiffen erstmals alle Segel gesetzt werden. Zwar bleibt der Himmel weiter trüb, aber der Nieselregen lässt zusehends nach und am Nachmittag zeigt sich sogar die Sonne. Für die, die wirklich segelbegeistert sind, ist es wohl der schönste der drei Segeltage; für die anderen bleibt nur das Warten auf die Rückkehr in den Heimathafen Harlingen, den wir gegen 17.00 h erreichen. Da viele noch mal Shoppen gehen wollen und auch Vorräte für das letzte Abendessen an Bord ergänzt werden müssen, erspart man uns das sonst obligatorische Deckschrubben, das meist in einer großen Wasserschlacht endet. Aber vielleicht haben wir ja in den zurückliegenden Tagen schon genug Feuchtigkeit „getankt“. Als Henkersmahlzeit gibt es auf der Zeemeeuw Chili con carne, auf der Zephir erneut Spaghetti, aber diesmal mit einer ausgesuchten Pilzsoße.

Da die Abreise am nächsten Tag sehr früh (7.00 h) sein wird und der Bus inzwischen eingetroffen ist, können Koffer und Taschen, die bereits gepackt sind, nach dem Abendessen dort verstaut werden. Gleichzeitig beginnt das große Aufräumen und „Reinigen“ der beiden Schiffe. Einige im Aufenthaltsraum lagernde Kleidungsstücke suchen noch ihre Besitzer, Spiele werden zusammengeräumt und das, was an Vorräten übrig geblieben ist, in Kisten verpackt. Außerdem erhält jeder Schüler Gelegenheit, seinen Reiseproviant zusammenzustellen, so dass am nächsten Morgen alles ganz schnell gehen kann. Schließlich gelingt es auch an diesem Abend, die Bettgehzeit (22.30 h) weitgehend einzuhalten, so dass die Betreuer wenigstens noch ein bisschen durchatmen und den letzten Segeltag Revue passieren lassen können.

Am nächsten Morgen klingelt der Wecker bereits um 5.00 h und die Schüler kommen, manche langsamer, manche schneller, aus ihren Kabinen. Das Frühstück findet in erstaunlicher Ruhe statt, nur ganz wenige Schüler sind zu diesem Zeitpunkt schon gesprächsbereit. Schnell werden noch die letzten Teller und Tassen abgespült und die Küche in einen Zustand versetzt, dass man sie dem Kapitän vorführen kann. Gleiches gilt für die Zimmer; dort muss jeder sein Bett selbst abziehen und seinen Müll entsorgen. In der Regel klappt das sehr gut und geräuschlos, nur ganz wenige Schüler benötigen eine Extraaufforderung, so dass sich unsere für 7.00 h geplante Abreise ganz leicht verzögert. Im Bus dann herrscht bis zur deutschen Grenze absolute Ruhe und auch später wirkt der Bus eher wie ein Schlafwagenabteil. Gegen 12.00h erreichen wir den Rasthof Köln-Königsforst, wo einige Eltern ihre Kinder bereits sehsüchtig erwarten; gegen 14.00 h sind wir schon am Rasthof Gräfenhausen. Diesmal müssen wir auf die Eltern warten, die ihre Kinder hier abholen wollen, weil wir aufgrund der (Stau-)Erfahrungen der letzten Jahre für diesen Rasthof eine etwas spätere Abholzeit (14.30 h) angegeben hatten. Gegen 15.45h laufen wir schließlich in den heimischen „Hafen“ in Bammental ein und laden in Windeseile alles, was noch im Bus ist, aus – so auch eine private Kiste unseres Busfahrers Bert, die anschließend verzweifelt gesucht wird und sich schließlich in der Mensa findet.

So enden fünf spannende Tage, deren Ziel es war, aus einem bunt zusammengewürfelten Haufen (Schüler der 7. und 8. Klasse, KPI-Erfahrene und KPI-Neulinge) eine Mannschaft zu machen, die etwas in Bewegung setzen kann, die in der Lage ist, die eigenen Stärken zu erkennen und mit Schwächen und Ängsten umzugehen. Nicht alle Erwartungen sind dabei erfüllt worden, aber dennoch – so die allgemeine Einschätzung – konnte ein guter Grundstein für das vor uns liegende Schuljahr gelegt werden.